Von Nazis umzingelt

Vorsicht, auch bei diesem netten Herren könnte es sich um einen bösen Nazi handeln (Foto: Von Gorlov-KV/Shutterstock)

 

Wer sich durch die Dauerschleifen der Medien liest, bekommt leicht den Eindruck, Deutschland stünde kurz vor der erneuten Machtübernahme der Nazis. Die Angst sitzt dermaßen im Nacken der über 80 Millionen wehrlosen Demokraten, dass sie es völlig paralysiert mit ansehen, wie eine Handvoll durchgeknallter Hooligans sich anschicken, uns alle mit Bierflaschen und Böller zu malträtieren. Bei dem Marschtempo, die diese Gewalttäter vorlegen, haben sie uns spätestens in zwei Wochen – wenn man den Medien glauben sollte – überrollt, muss die Welt wieder vom Dritten Reich sprechen, wenn sie unsere Republik meint.

Und wenn unsere Systemkritiker, die Aufgeklärten und Freidenker sich gleichzeitig die Windeln umbinden, damit sie keine braunen Flecken kriegen, dann herrscht wirklich Alarmstufe Rot, wobei das „Rot“ als Farbe wohl etwas fehl am Platze ist.

Aber wer genauer hinguckt und aufmerksam seine Umgebung beobachtet, wird tatsächlich feststellen müssen, dass wir bereits überall von Nazis umzingelt sind.

Ich brauche nur morgens die Wohnungstür aufmachen und schwupp begegnet mir die erste Nazibraut. Meine neue Nachbarin. Sie ist erst vor zwei Wochen aus Siegerloch gekrochen und will hier demnächst eine Heilpraxis eröffnen. Deutlicher geht es wohl nicht – aber die Naturheilkunde hatte ja früher schon einen sehr hohen Stellenwert. Außerdem soll die Dame auch noch Vegetarierin sein. Gefährlich, gefährlich!

Unter mir wohnt ein wichtiger Redakteur der Bildzeitung. Er verlässt jeden Morgen zur gleichen Zeit wie ich das Haus. Während ich dabei aber Turnschuhe trage, schnürt er seine Springer-Stiefel. Aber wundern tut mich das nicht, schließlich gehört dieser Verlag, glaubt man der Antifa, ja seit Generationen den Rechten.

Wenn ich dann im Park eine Runde jogge, begegnet mir gleich der nächste Nazi. Ein älterer Herr, der immer noch vergeblich versucht, seinem Schäferhund das Pfötchen geben beizubringen. Natürlich handelt es sich um die rechte Pfote. Immer schön hoch, mein Kleiner, dann gibt es auch ein Leckerli.

Nachdem ich die Runde beendet habe, machen die ersten Geschäfte auf, darunter auch eine Herrenmodeboutique auf der anderen Straßenseite. Und was müssen meine blutrot unterlaufenen Augen sehen: Die neue Kollektion heißt „Braun wagen“ und tatsächlich ziert das Schaufenster so manches Hemd, dass mit dieser niederträchtigen Farbe beschmutzt ist. Wenn das wieder in Mode kommt, armes Deutschland. Ich werde am Nachmittag Anzeige erstatten. Wehret den Anfängen!

Überhaupt, was ist heutzutage so auf den Straßen los. Ich wohne in der Nähe des Kudamms und muss – wie fast jeden Morgen – feststellen, dass die meisten Touristen, die hier flanieren, einen Stadtführer mit sich herumtragen.

Später, auf der Stadtautobahn, kommt die Nazibewegung erst richtig in Fahrt. Ich werde rechts überholt, von einem VW, also einem deutschen Auto, der auch noch das verdächtige Kennzeichen „HH“ mit sich führt. So weit sind wir also schon wieder gekommen!

Ich arbeite in einem Shop, in dem Fan-Artikel für Fußballbegeisterte verkauft werden. Eigentlich eine nette Arbeit. Aber ich werde kündigen müssen. Heute habe ich doch tatsächlich 12 Deutschlandfahnen verkauft, zwei mehr als sonst. Da muss doch was im Busch sein!

Am späten Nachmittag, auf dem Nachhauseweg, muss ich noch schnell im Krankenhaus vorbeischauen. Mein Freund liegt auf der Intensivstation. Krebs im Endstadium. Die Gänge sind ebenfalls mit Nazis vollgestopft. Zumindest glänzen hier alle mit einer Glatze. Angeblich sind das die Folgen der Chemotherapie. Aber wir wissen ja alle: Die Chemotherapie ist nur der Tarnmantel, unter dem sich die wirklich Bösen verstecken.

Fehlt nur noch, dass einer der Patienten in der Krankenhauskapelle einen Haken ans Kreuz schlägt und dort den Chefarzt aufknüpft, weil er sich schlecht behandelt fühlt.

Spätestens jetzt wissen wir, dass Deutschland mal wieder dem Untergang geweiht ist.